Im Jahr 2009 beauftragte die Stadt Friedberg nach einem öffentlichen Auswahlverfahren das Atelier Hammerl&Dannenberg mit der Museums- und Ausstellungsgestaltung. Mit dem Umbau und der Sanierung des Schlosses wurden die Räume des neuen Museums in den Südflügel verlegt. Die zarten, heiteren Pastell- und Goldtöne der Museumsausbauten bilden einen modernen und edlen Kontrast zu der in reinem weiß gehaltenen Sanierung des Schlosses. Die Gestaltung spielt geschickt mit einem Wechsel der Stimmungen und Tempi. Ruhige, helle Räume lösen sich immer wieder mit bewegten Formen und dunklen Tönen ab. Ihre spannungsvolle Atmosphäre führt die Museumsbesucher abwechslungsreich durch die unterschiedlichen Themenbereiche.
Bereits in der Tordurchfahrt begrüßen die Besucher in einem Auftaktraum zur Schlossgeschichte die ehemaligen Bewohner und Gäste des Schlosses, begonnen mit Ludwig dem Strengen als Errichter der ursprünglichen Burganlage. Ein stählernes Raumskelett aus stilisierten Fenster- und Torbögen bildet den Raum für Portraits weiterer Kurfürsten und Adliger, die sich im Verlauf der Geschichte hier aufgehalten haben.
Der eigentliche Rundgang beginnt im 1.Obergeschoss in den drei Sälen der Stadtgeschichte, in denen u.a. der Münzschatz und die Gründungsurkunde der Stadt Friedberg präsentiert werden.
Von hier gelangen die Gäste nach einem Filmraum in die Sammlungsräume der Uhren und Fayencen. Ein erster gestalterischer Höhepunkt bildet die wieder geöffnete, historische Enfilade. Perspektivisch werden die Säle durch eine Sichtachse verbunden, deren Ende das Portrait von Kurfürstin Maria Anna bildet. Goldene Highlightbänder tragen jeweils die Hauptexponate der einzelnen Räume, führen die Besucher jedoch immer wieder hinaus in den Wandelgang des Schlosses. Die Museumsgäste durchkreuzen von hier mehrmals die Blickachse und werden somit selbst zum Protagonisten und Teil des Geschehens im Schloss. Die hellen Räume der bedeutenden Uhren und der Fayencen, der von Kurfürst Maxmimilian III gegründeten Fayencemanufaktur, werden hier zweimal durch dunkle Werkstatträume unterbrochen, welche die Herstellung der Uhren und Fayencen thematisieren.
Der letzte Durchgang erlaubt es den Besuchern schließlich doch die Tür zu durchschreiten und sich an die gedeckte Tafel der Kurfürstin Maria Anna zu begeben.
Im nächsten Saal erleben wir einen großen zeitlichen und gestalterischen Sprung in die Archäologie. Die innenarchitektonische Gestalt nimmt hier mit Ihren stilisierten Höhen in einem warmen Grauton die Erdschichten und somit die Fundorte der bedeutsamen Exponate aus mehreren Millionen Jahren auf, vom Kiefer eines Urelefanten bis zur römischen Kunst.
Im Anschluss gelangen wir über eine Wendeltreppe in die historischen Gewölbe des Erdgeschosses. Der Museumsrundgang setzt sich hier mit einem stilisierten Pilgerweg der „Herrgottsruhwallfahrt“ fort. Auf gefalteten, schräg geformten Podesten, die nach einem 3D-Laserscan präzise zwischen die unregelmäßigen Schlossmauern eingepasst wurden, begleiten die religiösen Holzschnitzereien die Besucher auf Ihrem weiteren Museumsrundgang.
AUFTRAGGEBER / KUNDE
Stadt Friedberg
LAGE
Wittelsbacher Schloss, Friedberg
LEISTUNGEN
Museumsplanung, Szenografie,
Lichtplanung Vitrinen, Großgrafiken,
Medienplannung
BAUKOSTEN (INTERIOR)
ca. 1.350.000 €
FLÄCHE
ca. 1.020m²
PLANNUNG
2009 – 2019
PROJEKTLEITER
Tanja Hammerl, Achim Dannenberg
PROJEKTTEAM
Aaron Jungblut-Klemm, Zoe Reich,
Dorianne Vinson, Heike Schmidt,
Christine Neulinge
Szenografie